Sophie Aigner & Niina Lehtonen Braun
ICH BIN DA
13 - 22 October 2017
INVITED BY Niina Lehtonen Braun
[...] Wir probieren das aus. Ich und Niina. Ich nehme ein Fragment eines Mundes mit Kinn. Der geöffnete Mund, ich schiebe meine Hand durch den geöffneten Mund. Irgendwie sehr intim. Person als Bildträger, eine Arbeit tragen. Sophie meint: Agieren mit Zeugs. Wir haben da Fotos gemacht, wie ich und Niina mit dem Zeugs von Sophie im Schoß auf Stühlen sitzen. Die sind schön geworden. Zwei von den Fotos habe ich auf Facebook gestellt. Schade eigentlich. [...] Was haben wir noch. Zurück in die Notizen. Der Arbeitstitel lautet 'Ich bin da.' Ah und da unsere Gesprächsthemen beim ersten Treffen. Darmflora. [...] Vor einem Jahr hat das angefangen. Wie die beiden zusammengekommen sind, habe ich vergessen oder wurde das überhaupt erwähnt? Sie haben sich dann regelmäßig getroffen. Gemeinsamkeiten: Arbeitsweise. Laut Niina ist es der Prozess des Magens. Habe ich mich da verschrieben? Muss das nicht Prozess des Machens lauten? Magen passt aber auch ganz gut. Der ist doch lang, lahm und arbeitet auch prozessual, verarbeitet Material, wandelt es um. Gerade fällt mir ein 'Rumlabern' oder wars 'Loslabern' von Rainald Götz. Super!
[...] Bei Niina ist es das Gefühl nie genug Zeit zu haben, zu wenig Raum, das treibt an. Daher viel Machen, viel Zeit im Atelier verbringen, so Niina. Kenne ich, nie genug Zeit, das andere belegt den Kopf, stülpt sich über die Kunst-Denk-Prozesse. In den Notizen steht 'zwanghaftes Element.' Machen führt auch zu Serien, Niina arbeitet in Serien. Erzählt eines vielleicht nicht soviel? Hat Niina kein Vertrauen in ihre Arbeiten? [...]Sophie meint, dass 'Niina innere mentale Vorgänge zeigt, indem sie, gleich einem Traum, in mehreren Personen auf ihren Bildern auftritt.' [...] Ich, Du, das Andere, Fremde, Über-Ich, ... Freud. Weiter, dass 'auf Niinas Bildern eine ständige Selbst- und Weltbefragung stattfindet, die traumwandlerisch daherkommt, häufig mit einem der 'Kamera' zugewandten Blick. Es ist, als ob Niina in einen Spiegel blickt und sich selbst in einer Pose wiederfindet, die einer Situationsbefragung entspringen könnte. Ihre Bilder sind wie Denkmäler, die man besuchen kann und in denen Situationen sichtbar werden, die wir kollektiv kennen und individuell abgleichen können.' Das Individuell- Biografische als die Geschichte von Allen? Niina malt, schreibt und malt auf Papier, Vasen, Schachteln und macht Bücher. Ich mag das. Anstrengend und es ist erst 9:43 Uhr. Also kann ich noch nicht Mittagessen. Wie lange will ich eigentlich schreiben. Nach Zeit oder Länge? Jetzt weiß ich es wieder, der Titel lautet Loslabern.'
Sophie spricht davon, dass sie Körper in verschiedene Materialien abdrückt. Die Präsenz des Körpers. Spur werden vom Bild. War Sophie nicht in Pompeji? War da nicht dieses Projekt? Und hat sie nicht von den Abgüssen der Körper erzählt, in Gips? Körper im Moment des Vulkanausbruchs gebannt? [...] Stein, Gips - Flüchtiges, Fließendes durch die Wahl des Materials stark behauptet. Ein flüchtiger Körper, die Spur eines Körpers abgedrückt in Gips. Und immer wieder Folie, Glas, Latex, Transparenz.... etwas dahin Geschwapptes - was Festes. [...] Sophie spricht weiter vom lebendigen Körper im Vergleich zu den Abbildungen. Wo ist der Körper lebendig und wann geht er über in Material. Irgendwie konsequent und logisch, die Idee für die Ausstellung im Hilbertraum mit Menschen, performativ zu arbeiten. Lebende Körper mit Spuren von Körper, toten Objekten. Die Arbeiten von Sophie haben ja bereits etwas Performatives, ein bisserl können sie als Hinterlassenschaften von Performance gelesen werden.
Spuren von was - bei Niina das Leben, die anderen, die Biografie und bei Sophie eben der Körper - da war was. Der Magen, wieder Pause. Ich muss mal schneller machen. Hilbert meinte gestern, dass ich alles seziere. Also gedanklich. [...]
Text by Kathrin Sohn
Performance 13th Oct. 6-10pm
Öffentliche Probe / public rehearsal by Herkula Soft 15th Oct. 6pm
Performance 20th Oct. 6-10 pm
Performers: Nina De Ludemann, Lucia Krug
Herkula Soft: Stefan Wilke, Kathrin Sohn, Marina Sawall, Sophie Aigner
Lehtonen Braun's work has been kindly supported by Arts Promotion Centre Finland